Exkursion in das Hauptstaatsarchiv Dresden

am 24. Mai 2023






Exkursion in’s sächsische Hauptstaatsarchiv


Im Frühjahr 2023 erhielt unser Heimatverein von einem Mitglied Dokumente aus seinem Besitz.
Ein weiteres Vereinsmitglied, des Lesens der historischen deutschen Schreibschrift mächtig,
erkannte in der Handschrift die Lieferliste einer Bierbrauerei aus Langenhennersdorf vom Jahre
1752!



Diese Brauerei befand sich vermutlich im damaligen Zinsendorfschen Gut, welches bis 1990 durch
viele Besitzer wirtschaftlich genutzt wurde und heute als „Rittergut Langenhennersdorf“ dem
Verfall preisgegeben ist.
Sie belieferte auch wichtige Persönlichkeiten des Dresdner Hofes, u.a. Herrn Mengs, ein zu dieser
Zeit berühmter Maler.
Eine der Lieferungen umfasst z.B. 3.000 l Bier zu einem Parkfest in Großsedlitz.
Man bedenke die Umstände des Transports – 30 km bis Dresden mit Ochsen- oder
Pferdegespannen!
Wir nahmen Kontakt zum Hauptstaatsarchiv in Dresden auf um diesen besonderen Fund
anzuzeigen. Und das Archiv zeigte Interesse!
So kam es dass als Dank der Heimatverein Langenhennersdorf zu einer Führung im
Hauptstaatsarchiv eingeladen wurde nachdem die Bierlieferliste übereignet worden war.
Am Mittwoch, dem 
24. Mai 2023, gegen 09:30 Uhr begrüßte uns eine kompetente
Diplomarchivarin sehr freundlich und umriß zunächst die Historie des Staatsarchivs.



1702 als „Geheimes Staatsarchiv“ gegründet ging es mit der Verwaltungsreform 1831 ins
Hauptstaatsarchiv über. 1912 bis 1915 erfolgte ein Neubau nach damals sehr modernen Entwürfen.
Das Gebäude macht auch heute, mit seinen Erweiterungen in den 90-er Jahren, innen wie außen,
noch einen imposanten Eindruck.
Die Besichtigung der in Eiche getäfelten historischen Räume vermittelt gut den Eindruck damaliger
Arbeitsweise: die Mitarbeiter brauchten viel Arbeitsfläche zum Ausbreiten der nicht
„DIN-gerechten“ Akten , Karten und Dokumente – heute macht das Platz sparender der Computer!
Im Treppenhaus ein besonderes Schmuckstück: die Landkreise werden in buntem Butzenglas
gezeigt.


Die folgenden Archivräume mit zahllosen beschrifteten Kartons, in stabilen Stahlregalen gelagert,
sowie die modernen automatischen Archivierungssysteme beeindrucken in ihrer Fülle.



Der ehemalige „Kartensaal“, ausgestattet mit riesigen antiken Tischen und feiner Holztäfelung an
den Wänden, überraschte uns mit etwas besonderem: ein sehr dickes und altes Buch voll
handschriftlicher Eintragungen – das Schocksteuerregister (Grundsteuerregister) von 1702!



Unsere Führerin hatte für uns die Seiten der „Grundherrschaft Langenhennersdorf“ aufgeschlagen.
Aber nun die damaligen Handschriften! Ich konnte mit Mühe u.a. die Namen „Georg Michael
Mühlbach“ entziffern, beim abfotografierten Rest der Eintragung half mir unser „Schriftkundiger“.
Es geht um 1¼ Hufe Land. Meine Vorfahren in Langenhennersdorf, auf meinem ehemals elterlichen
Hof, hießen über viele Generationen „Mühlbach“.
Noch ein anderes altes Buch aus dem Nachlass des königlich-sächsischen Oberleutnants Carl
August Bürger enthält dessen Lebenserinnerungen im Feldzug von 1836 bis 1838. Selbst
Kochrezepte hatte er aufgeschrieben, sehr deftige Mahlzeiten mit Weißkraut, Meerrettich und
„Zwiefeln“.



Für uns vom Heimatverein Langenhennersdorf war das ein lehrreicher Ausflug.
Mich freut es dass die Dinge des Lebens, über viele Generationen aufgeschrieben, bewahrt und
geachtet werden.



Unser Dank an das Hauptstaatsarchiv Dresden!


Margitta Elbe